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"Global Dressage Forum" sucht den Dialog

Schade eigentlich, dass auch in diesem Jahr wieder so wenige Besucher aus dem unmittelbar benachbarten Deutschland den Weg zum Global Dressage Forum in Hooge Mierde vor den Toren Eindhovens gefunden haben. Nicht nur, dass jetzt alle Welt auf Eurodressage.com lesen kann, wir würden dieses hochinteressante Seminar wohl immer noch für eine „holländische Propagandaveranstaltung“ halten, sondern der deutsche Dressursport und seine Vertreter lassen sich hier auch Jahr für Jahr eine Chance zum Dialog entgehen.
Keine Berührungsängste kennen dagegen Joep und Tineke Bartels, auf deren Anlage das GDF   sein Zuhause gefunden hat. In diesem Jahr stellten Tineke, immerhin selbst Bundestrainerin der niederländischen Nachwuchs-Dressurreiter, und ihre Tochter Imke Schellekens-Bartels drei ihrer Schülerinnen als „Versuchskaninchen“ für niemand anderen als Jonny Hilberath zur Verfügung, der nun einmal nicht nur ein umsichtiger und hörenswerter Dressurcoach ist, sondern auch deutscher Assistenz-Bundestrainer. Hut ab vor den Damen im Sattel, die sich ernsthaft mit seinen Anweisungen auseinandersetzten und davon teilweise auch sichtlich profitierten; Hut ab aber auch vor ihren Heimtrainern, die dieses in aller Öffentlichkeit zuließen.
„Das Pferd gibt den Weg vor“, lautete nicht nur die Kernaussage der Unterrichtseinheit mit Jonny Hilberath, sondern es war auch die Philosophie des niederländischen Stargastes Edward Gal, der zwar keine Gelegenheit mehr bekam, hier mit dem inzwischen nach Deutschland abgereisten Totilas zu brillieren, der jedoch auch im Sattel des zehnjährigen deutschen Warmblüters Lord of Loxley Interessantes zu zeigen hatte. Geprägt von der Methodik, wenn auch nicht vom extremen Stil seines Ex-Trainers Sjef Janssen, arbeitete er den Hengst mehr über die Hand als über den Sitz, und wenn das diesjährige Forum noch ein Manko hatte, so war es die fehlende Möglichkeit, den allerdings von den Ereignissen rund um Totilas noch unübersehbar erschütterten Reiter nach dem „Warum“ dieser Methode zu fragen. Außer Frage stand jedoch, dass es auch ihm um ein harmonisches Arbeiten mit dem Pferd ging.
Theoretisches Highlight des Forums war der Beitrag der Sportpsychologin Inga Wolframm, die die jenseits der allzu gängigen Praxis der Richterschelte versuchte, Defizite des Systems aufzuzeigen, mit dem die Dressurrichter arbeiten müssen. Ihr Vortrag über ganz natürliche menschliche Voreingenommenheit und ihre Vorschläge, daran zu arbeiten bzw. das System so zu ändern, dass es diese menschlichen Schwächen berücksichtigt, wurde zum allgemeinen Aha-Erlebnis und verhallte nicht ungehört, denn es war immerhin der FEI-Dressurbeauftragte Trond Asmyr, der versprach, sich weiter mit dem Thema zu befassen und im nächsten Jahr an gleicher Stelle Rückmeldung zu geben.
Hoffentlich hören ihm dann auch viele deutsche Dressurfreunde zu, denn nach zaghaften Anfängen hat sich das Global Dressage Forum zu einem faszinierenden Podium gemausert, das seinem Anliegen, eine globale Sprache für die Dressur zu finden, immer näher kommt.



(für XENOPHON dabei: Bärbel Schnell)