Jessis Tagebuch: Lange, lange ist es her ...

... dass ich Euch von uns berichtet habe. Ich habe mein Tagebuch wirklich vernachlässigt. Sorry :-( Auch wenn das inzwischen alles Schnee von gestern ist, werde ich das, was hinter uns liegt, kurz beschreiben, denn es geht ja weiter.


Kr – wie Kronberg und wie krank. Was war ich da für ein Häufchen Elend!
Vielleicht habe ich auch die ersten Anzeichen ignoriert, weil ich mich riesig auf das Turnier in Kronberg gefreut habe, denn es gehört zu den schönsten überhaupt. Eigentlich beginnt dort für die U21-Reiter die Saison, auch wenn man vorher schon im Ausland am Start war. Mit dieser Sichtung bekommt man die beste Einschätzung des eigenen Trainingsstands.
Also Donnerstag angereist mit leichtem Kribbeln im Hals, das sich über Nacht in Schmerzen verwandelte. Am Abend trafen wir uns noch mit Dini und Familie in der Frankfurter Innenstadt. Ich fühlte mich schlapp und dachte, das ist Müdigkeit. Freitag Morgen habe ich dann kurzerhand meinen Arzt angerufen, der mir dann die nötige und auch erlaubte Medikation verschrieb und das Rezept an die nächstgelegene Apotheke verschickte, wo meine Mom dann die Medikamente besorgte.
Nach der Einnahme ging es mir besser, und das Wetter, das die ganze Nacht getobt hatte, zeigte sich von seiner besten Seite. Ich trainierte mit meinen lieben Pferdchen, und alles war im grünen Bereich. Mittlerweile war der Rest der Familie eingetroffen, und abends – eins der Highlights des Turniers – gab es ein tolles Abendessen im Schloss Kronberg. Das Hotel ist im Besitz der Familie von Hessen, und es ist wunderschön, ein Träumchen!
Leider fing dort meine Mom an zu schwächeln – entweder hatte ich sie angesteckt oder sie mich … Samstag Morgen war mir nach dem Füttern so schwindelig, dass ich mich nochmal hinlegen musste. Zum Glück war die Prüfung der Jungen Reiter zwar erst am Nachmittag, aber nach meinem zweiten Ritt hatte ich das Gefühl, ich falle gleich vom Pferd und brauche ein Sauerstoffzelt!
Ich musste mich sofort hinlegen. Damit hatte ich gar nicht gerechnet; ich konnte mich nicht einmal um die Pferde kümmern. Nach zwei Stunden Schlaf fühlte ich mich wieder einigermaßen und folgte der Einladung der Familie Linsenhoff-Rath. Dort bedankte ich mich gemeinsam mit Anna mit einer Rede und einem Blumenstrauß.
Es ist immer wieder eine Freude, auf dem Schafhof zu sein und dieses Ambiente und die Großzügigkeit der Gastgeber zu genießen. Das ist alles nicht selbstverständlich. Liebe Familie Linsenhoff-Rath – dankeschön!
Leider konnte ich nur kurz bleiben; in der Nacht stieg mein Fieber, und am Morgen war klar, dass ich nicht mehr an den Start gehen konnte. In Absprache mit meiner Trainerin und dem Bundestrainer fuhren wir nach Hause und von dort direkt ins Krankenhaus, wo man mich gleich da behielt, denn ich hatte eine ausgewachsene Lungenentzündung!


Einigermaßen erholt ging es zweieinhalb Wochen später weiter nach Mannheim.
Diesmal stand alles unter einem guten Stern (und von dort sind auch die Fotos). Es begann schon mit einem tollen Stallklima. Rever war so gut drauf, dass ihr Spezis Imponiergehabe gar nichts ausmachte. Gelassen nahm sie das Viereck unter die Lupe, die wehenden Fahnen, die Windböen, die bunten Farben und die Geräuschkulisse und ließ sich so gemütlich auf das Turnier einstimmen. Spezi hingegen musste erst einmal Dampf ablassen, um dann aber doch festzustellen, dass ihm keiner etwas wollte. Annas Familie mütterlicherseits wohnt in Mannheim, deshalb war es für sie sehr schön, dort mal zu reiten. Die ganze Sippschaft war gekommen, und es wurde extra ein VIP-Zelt am Dressurplatz aufgestellt. Wir hatten richtig viel Publikum.
Zur Einstimmung auf das Turnier gab es am Vorabend der ersten Prüfung eine herzliche Einladung von Oma Christina zum Spargelessen bei ihr zu Hause. Es war so ein gemütlicher Abend und sehr sehr lecker. Liebe Oma Christina, herzlichen Dank!
Zeitig ging's ins Bett, damit wir fit und munter unsere Prüfung reiten konnten. Ich war mit beiden Pferden am ersten Tag sehr zufrieden und konnte gut punkten, so dass es am Ende der Sieg wurde für Rever und mit Spezi der zweite Platz.
Am nächsten Tag musste ich mich vor der Kür für ein Pferd entscheiden. Wieder lief es prima, und Rever durfte bei der Siegerehrung erneut vorne stehen. Als dann für uns die Nationalhymne gespielt wurde, standen Anna und ich nebeneinander und machten unser traditionelles Foto :-)
Ab nach Hause und alles auf Wiesbaden einstellen.


Ja, was soll ich sagen … eigentlich ließ sich Wiesbaden diesmal total stressfrei an.
Gut angekommen, tolle Boxen, alles kurz und schmerzlos geregelt. LKW unter der Brücke geparkt – das kennen wir ja inzwischen – und gut war.
Am Donnerstag war das Wetter hervorragend, und ich holte beide Pferde aus den Boxen, um sie mit der Umgebung vertraut zu machen. Mit Spezi bin ich auf dem Viereck geritten, und meine Mom hat Rever geführt. Anschließend sind wir mit beiden durch den Park spaziert, und ich traf Hinz und Kunz auf den Reit- bzw. Gehwegen.
Anschließend fuhren wir zum Erlenhof und überraschten Tante Steffi zum Geburtstag. Es gab Berge von Sushi, und wir schauten dabei das Finale von GNTM – es war sehr lustig! Auf der Rückfahrt konnten wir kaum sitzen, weil wir einfach zu viel gegessen hatten :-)
Am Freitag sollte unsere Prüfung um 15 Uhr anfangen. Wir waren gut vorbereitet und startklar. Morgens um halb sieben schon trainiert; kein Wölkchen trübte unseren Tag, doch dann zog gegen viertel nach zwei ein schweres Gewitter mit sintflutartigem Regen sowie Sturmböen über den Schlosspark, just in dem Moment, als ich Rever fertig gesattelt hatte und loslegen wollte – eigentlich war ich erste Starterin. Dann kam die Ansage, dass kein Pferd die Box verlassen durfte und wir auf weitere Anweisungen warten sollten. Zwischendurch gab es Entwarnung, und es sah so aus, als hätten wir mit der Prüfung anfangen können, doch dann wurde es wieder schlimmer, und es wurden alle noch ausstehenden Prüfungen für den Tag abgesagt. Tja, also frei …
Die Prüfung wurde auf Samstag Morgen verlegt. Leider konnten wir nicht an die Leistungen von Mannheim anknüpfen; durch die Verschiebung war alles ein wenig aus dem Konzept. Rever war ziemlich heiß, und Spezi kam auch nicht so gut weg. Ich musste mich damit zufrieden geben, den Tag ohne Schleife abzuschließen.
Dafür entdeckten wir später ein sehr gutes Restaurant, und es wurde ein toller Abend. Mit vielen positiven Gedanken bin ich eingeschlafen.
Sonntags zog sich der Tag ewig hin, weil die Prüfung am Abend stattfand. Es lief für beide Pferde besser, und ich konnte trotz Fehlern mit uns zufrieden sein. Eigentlich hatten wir geplant, im Abschluss nach Hause zu fahren, doch bis wir alle versorgt hatten, war es schon spät, und wir waren geschlaucht. Also beschlossen wir, noch eine Nacht zu bleiben, denn auch meine Mama wollte die Strecke nicht unbedingt fahren, denn wir wären erst gegen halb drei nachts im Stall angekommen.
Gesagt, getan. Also zurück zum Turniergelände, denn schließlich war es Pfingstsonntag, und mein Papa wollte mit uns noch einen schönen Abend im Biergarten am Dressurviereck verbringen, wo die Grand Prix Kür stattfand. Dort ging es schon feuchtfröhlich her, und wir gesellten uns zu Freunden, die gemeinsam mit uns das Wochenende ausklingen ließen.
Jetzt nur noch mit dem Drahtesel Richtung Autobahnbrücke, wo wir alle im LKW übernachteten :-) Montag Morgen ging alles sehr schnell. Wenn Papa packt, dann packt er, LOL. Mama und ich brauchten nur hoch die Pferde hochzubringen, und um kurz nach zehn rollten wir in Richtung Autobahn. Bei strahlendem Sonnenschein kamen wir im Stall an, wo ein fröhliches Treiben herrschte, denn alle waren irgendwie mit ihren Pferden draußen unterwegs.
Jetzt ein paar Tage frei für Spezi und Rever, und für mich Vorfreude auf den Preis der Besten …


Fortsetzung folgt :-)