Jessis Tagebuch: Preis der Future Champions

Irgendwie fliegt die Zeit dieses Jahr nur so an mir vorbei … die Tage sind zugestopft von morgens sechs bis abends elf.
Keine Ahnung woran es liegt, aber ich bin dennoch ziemlich gelassen. Auf jeden Fall war ich das in Warendorf. An dem Donnerstag, als wir vom Stall aus losgefahren sind, habe ich morgens noch kurz eine Klausur geschrieben und bin also erleichtert und mit KOPF FREI in Warendorf angekommen. Es war schon gegen 21 Uhr, als wir alles an Ort und Stelle hatten und Mama mal kurz im LKW ein Abendessen zauberte.
Wie aus heiterem Himmel donnerte und blitzte es kurze Zeit später, und wir waren glücklich, alles geschafft zu haben bis zu dem Zeitpunkt. Da wir das Unwetter erwartet haben, hatten Mama und Steffi für Danilo, Spezi und Rever jede Ritze, wo Wasser in die Boxen laufen konnte, mit Spänen zugeschüttet. So konnte nicht nur ich mich gemütlich in mein Bettchen kuscheln, sondern ich wusste auch, dass es meinen beiden Schätzken im Stall gut ging. Wenn das so aufs Blechdach regnet, dann hat das etwas Gemütliches, und ich bin dann auch von dem monotonen Geräusch tief und fest eingeschlafen.
Ich musste zwar am nächsten Morgen nicht reiten, aber ich hatte schon um halb acht einen Termin zur sportmedizinischen Untersuchung in der Bundeswehrsportschule am Olympia-Stützpunkt gegenüber vom DOKR-Gelände. Sowas kann sich auch nur meine Mutter ausdenken … nein, Scherz, ich musste ja nüchtern dort hin, und da ich auch mal gern in Ruhe ausgiebig frühstücke, bin ich halt schon so früh angetreten.
Alles top, darf weiter reiten :-)
Dann habe ich mir ein Nickerchen gegönnt -- es war noch nicht an Training zu denken, denn es regnete wie aus Eimern. Doch dann so gegen 15 Uhr klärte sich der Himmel, und wir hatten schönstes Wetter über das ganze Wochenende.
Meine Pferde waren top drauf und sehr motiviert, ich ditto, unser Team toppi – und am Ende bin ich mit einer Medaille im Gepäck überglücklich nach Hause gefahren und hatte den ersten Schritt in Richtung Europameisterschaft getan.
Zwei Tage später kam dann auch schon die Post mit der Mitteilung, dass auch Rever in den Bundeskader aufgenommen wurde und dass ich mit Spezi in Hagen den Nationen-Preis reiten darf.
Die Woche war sowas von gerettet :-)
Auf nach Hagen, schon wieder nicht in der Schule … das geht meinen Lehrern ziemlich gegen den Strich. Für mich auch nicht gerade super, immer die Klausuren an einem Nachschreibetermin zu schreiben. Aber Hagen ist nun mal Hagen, und da will man dabei sein!
Das war alles gar nicht so einfach, denn am Vortag war ein Sturm über den Hof Kasselmann gefegt und hatte Zelte aus der Verankerung gehoben und die Wiesen und Plätze unter Wasser gesetzt. Alles nicht so lustig, denn es mussten auch Pferde in der Nacht evakuiert werden. Wir hatten Glück, das Wetter beruhigte sich, aber in der ersten Nacht war uns doch ziemlich bange, als wieder ein schweres Gewitter über uns kam und wir im LKW spürten, wie der Bodem unter uns vibrierte.
Dann hielt das Wetter, auch wenn wir alle zwei Stunden Temperaturwechsel durchlebten und wir den ganzen Tag damit beschäftigt waren, die Pferde ein- und auszudecken.
Ich erlebte mit Rever die schönsten Prüfungen ever … ich war so zufrieden, wie zuverlässig sie doch ist, und sie erinnert mich so sehr an Flöchen. Merkwürdigerweise sage ich regelmässig Flo zu ihr, weil das so eine Gewohnheit war, Spezi und Flo zu sagen. Ich glaube, sie verzeiht mir das, denn sie weiß mittlerweile, dass ich sie schon sehr ins Herz geschlossen habe. Spezi kommt auch sehr gut mit ihr aus und ist gerne mit ihr zusammen.
Mit Spezi war es diesmal nicht ganz so rund wie in Warendorf – vielleicht lag es am Wetter, vielleicht war auch ich diejenige, die aufgeregter war als in Warendorf, weil es jetzt und nur jetzt richtig gut laufen sollte wegen der Quali ... naja, wie ihr wisst, haben wir es geschafft und sind momentan im Vorbereitungsstress für Arezzo :-)
Meine Klausuren habe ich mittlerweile nachgeholt, und das Schuljahr geht zur Neige. Schon wieder muss ich eher weg und bin ab dem 2. Juli vom Unterricht befreit.
Spezi bekommt noch neues Schuhwerk und wird noch mal runderneuert, alles wird in Schuss gebracht, der LKW für die lange Reise klargemacht, Getränke gelagert, Ventilatoren angeschafft, und unsere Eismaschine geht auch mit, denn wir erwarten sehr warme Temperaturen, und damit es den Pferden gut geht, müssen wir sie regelmässig etwas erfrischen können etc.
Wir Reiter haben alle untereinander Kontakt, und wir planen gemeinsam unsere Outfits. Jetzt sind es ja nur noch ein paar Tage; der Countdown läuft!
Drückt uns bitte die Daumen, dass wir alle gesund hin und zurück kommen und mittendrin vielleicht das ein oder andere Rocken :-)


Euch einen schönen Sommer und tolle Urlaubstage!!!


Herzlichst
Jessica