Jessis Tagebuch: DJM – Dolle Jugend-Märchen

     Bin sowas von erledigt – was für ein Wochenende: Gefühlschaos – Wettkampf – Party und Medaillenrausch, und das alles vier Tage lang.
     Donnerstag Anreise, ganz relaxt ... dachten wir, aber vergiss es. Es war das reinste Chaos, und wir haben ja schon viel erlebt. Die Strecke bis nach Freudenberg dauerte zwei Stunden vierzig; wir waren um kurz nach elf da. Dann von Freudenberg bis in die Stallgasse: drei Stunden! LKW- und Anhängerstau, völlig frustrierte Anwohner, die aus ihren Häusern weder hinaus noch hinein konnten, und das alles am Berg. Irgendwann hatte Mama dann die Schnauze voll und hat mitten am Hang erstmal geparkt und mit uns die ganze Logistik abgeladen. Erst Donovan und Danilo raus, denn bei gefühlten 50 Grad draußen wurde es hinten richtig warm für die beiden. Schweißgebadet sind wir samt Heu, Stroh, Spänen und Schränken mehrere hundert Meter bis zum Stall geklettert.
     Als der LKW dann seine endgültige Parkposition hatte (nachdem man uns mehrmals hin und her gestellt hatte, bis Mama schon ganz kirre wurde), hieß es: „Keine Popouts raus, weil kein Platz“. Außerdem funktionierte der Strom nicht. Ortschaft völlig überfordert!
     So gegen vier entspannte sich die Lage. Nach einer göttlichen Lasagne (zu Hause selbstgemacht), die Mama dann für uns in den Ofen geschoben hat (die Lisa, die kann reinhauen!), haben Anna und ich unsere Chicks gesattelt und sind schön auf den Dressurplätzen Schritt geritten. Dort gab es ein großes Wiedersehen mit einigen Mitstreitern. Nach der Eröffnungsfeier wurde noch geschnattert bis tief in die Nacht – großer Rheinland-Hessen-Austausch.
     Freitag – Startzeit 17:12 Uhr. Nach gefühlten 35 Grad am Vortag waren es am Freitag noch ungefähr zwölf, plus Gewitter und Regen. Danilo und ich waren gut in Form, dennoch war unser Ritt nicht ganz rund. Es reichte für den zweiten Platz, und so war der Anfang geschafft. Jetzt Party, oder? Nichts da, Startzeit Samstag kurz vor halb acht, Kind bitte um zehn in die Heia – 4:45 Wake-Up-Time. Wir sind ja nicht zum Vergnügen da!
     Samstag: Da ich lieber morgens reite (wirklich!) war die Startzeit überhaupt kein Thema. Lisa (Mega-TT), Papa, Mama und ich haben dann auch gemütlich gefrühstückt um halb sechs (Anna war mit Mama Silke im Hotel und erst später dran).

    Danilo, auch gern früh unterwegs, war toppie drauf, und wir beide ritten eine echte Giga-Runde, die mit dem Sieg belohnt wurde – Pattsituation für Lena und mich. Oh Schreck!!! Jetzt nur noch morgen, und dann ... geht das überhaupt, Leben ohne Ponysport?
    Ich musste öfters spontan flennen. Es nimmt mich sowas von mit, dass ich meinen treuen, süßen Schnucki-Mucki nicht mehr reiten werde. Es bricht mir das Herz, und es ist so erdrückend irgendwie. Und keine Kämpfe mehr mit Lena. Erstmal jedenfalls. Wir sind wie die Skisportlerinnen Maria Riesch und Lindsey Vonn, auch zwei Freundinnen, die sich ständig den ersten Platz streitig machen, ha ha. Lena, ich werde dich vermissen!
    Aber es wird ja weitergehen mit einer neuen Herausforderung. Da gibt es jetzt den Spezi (er heißt Special Edition). Er wird mein neuer Spielkamerad, und ich werde mir Mühe geben, ihn für mich zu gewinnen. Mit seinen sechs Jahren ist er zwar noch nicht so weit, dass wir sofort loslegen können, aber wir werden mit unserem Team fleißig daran arbeiten, und ich kann euch sagen: Ich will!


     Jetzt mal eben zurück zum Turnier. Samstag war ein echt langer Tag (nicht vergessen, wir waren ja seit fünf Uhr wach). Anna und Donovan waren auch für das Finale gesetzt, und alles war im grünen Bereich. Nach getaner Arbeit hatten wir mal so richtig Zeit, mit einigen Reiterfreunden abzuhängen und zu chillen (Rheinland-Hessen-Austausch, Folge zwei). Abends war nicht unbedingt eine Bettzeit vorgegeben, sodass wir bis halb zwölf unterwegs waren.
     Sonntag: Startzeit 11:26 Uhr – hieß um 10:45 Uhr losreiten im Stall. Ich (die ich eigentlich immer ruhig bin) war schon aufgeregt, als ich die Augen aufgemacht habe. Keine Bissen bekam ich runter (auch nicht normal für mich). Ziemlich früh war ich im Stall und hab mich mit Putzen abgelenkt. Während wir Danilo aufgerüscht haben, war Anna im Viereck, und wir haben ihr die Daumen gedrückt. „Alles gut gegangen“ -- eine glückliche Anna kam mir entgegen und gab mir die nötige Unterstützung für meine Runde.
     Es wurde ganz, ganz knapp Silber für uns. Wir haben alles gegeben, und kleine Fehler passieren halt, wenn der Druck groß ist. Lena hatte auch Fehler, und deshalb zitterten wir gemeinsam bis zur letzten Sekunde. Es flossen Glücks- und Freuden- sowie Wehmuts- und Dankbarkeitstränen.
     Was hat dieses Pony alles für mich getan! Wenn ich das so Revue passieren lasse, muss ich schon wieder heulen. Pfffuhh! Frau Meyer-Biss, Danilo und ich waren ein Spitzen-Team, und mit ihr geht es jetzt auch weiter mit Spezi. Und ich freue mich darauf.

     So, jetzt gratuliere ich noch einigen Leutchen:
Zuerst Semmie (Schatzi Hasi Pupsi Musi), die locker mitgehalten hat und dieses Jahr mal eben so zwei Medaillen geholt hat, Euro-Mannschaftsgold und DJM-Einzelbronze. Das ist giga. Und Semmie kann sich vorerst auf Kosten der Reiterei die Haare waschen, denn der dritte Platz bescherte ihr jedesmal als Zusatz-Ehrenpreis verschiedene Shampoos. Rapunzel, Rapunzel, haha!
     Gratulation an Ruben Schmitz-Heinen zum Vierten und an alle weiteren Platzierten -- ganz besonders Anna, meiner Mausi, gratuliere ich von ganzem Herzen zu ihrer Platzierung im Finale. Vermissen werde ich auch Luca Michels (absolut coole Socke und loyaler Kumpel). Ich wünsche dir viel Erfolg, lieber Luca. Celine König gratuliere ich zur Nominierung für den Perspektivkader. Herzlichen Glückwunsch und viel Erfolg.
     Gratulation auch an die Junioren Pia Voigtländer und meine beste Vivi Niemann, die sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Gold und Silber lieferten (genau wie Lena und ich). Und natürlich an meinen Jo-Jo-Bär Johannes Rühl, der mit Flying Lady herrliche Galoppwechsel ritt und sich Bronze holte.
     Bei den Jungen Reitern gratuliere ich Sanneke Rothenberger, Annabel Frenzen und Nesthäkchen Charlott Maria Schürmann, die hervorragend geritten sind. Davor habe ich einen Heiden-Respekt – und da will ich auch mal hin (haha)! Bei den Springreitern gratuliere ich meiner Freundin Laura Klaphabe zu ihrer Silbermedaille – und natürlich ihren Mitstreitern. Bei den Jungen Reitern den Rheinländerinnen Carolin Zell und Kathrin Eckermann.
     Zu guter Letzt gratuliere ich einer gebürtigen Heinsbergerin, die bei den Children für Weser-Ems startet: Johanna Frauenrath (14), couragierte Enkeltochter von Arndt Frauenrath, die mit ihrem sprunggewaltigen Pferd über einen M-Parcours geflogen ist, dass man Gänsehaut bekam. Liebe Johanna, alles Gute für die Zukunft – wir hier in Heinsberg sind auf jeden Fall stolz auf dich!

     So, jetzt gibt’s Urlaub für meine Ponys und mich und vor allem für meine Eltern. Danke, Papa und Mama!!
     Ich lasse bald wieder von mir hören – bis dahin, bleibt gesund,
     Eure Jessi