Jessis Tagebuch: Spätstücken in Zeiskam

Ein tolles Wochenende mit vielen Highlights liegt hinter uns.
Das Wetter war hervorragend, zwar hat es zwischendurch mal geregnet, aber das war eher von Vorteil, damit es nicht so staubig war.
Die Vorbereitungen für die DJM starteten schon am Montag. Da wir die vorangegangene Woche fast komplett auf dem Bundeschampionat verbracht hatten, sah der LKW entsprechend aus. Eine Kern-Sanierung stand an. Innen - außen - oben und unten, alles raus, Frisches wieder rein. Berge von Wäsche waren zu bewältigen, und durch viele helfende Hände war am Dienstag Abend alles blitzeblank, Betten gemacht, Klamotten für Spezi und für uns für alle Wetterlagen und der Kühlschrank reichlich gefüllt.
Mittwoch wollten wir noch einen ruhigen Tag zu Hause verbringen, Lasagne kochen zum Mitnehmen und für meinen Vater und meinen Bruder einkaufen, damit auch die beiden versorgt waren,weil sie erst am Samstagmorgen nach Zeiskam kommen konnten.
Doch der Mittwoch wurde eine einzige Katastrophe. Das Touchscreen von unserem Bussystem im LKW war nicht mehr zu bedienen. Darüber steuert man die ganze Technik, das heißt, es ging gar nichts mehr. Es war ein Riss in der Scheibe entstanden und deshalb kein Kontakt mehr zum System. Woher jetzt eine neue Scheibe holen?
Zum Glück hatte meine Mom das früh genug entdeckt, und mein Dad telefonierte den halben Morgen, bis wir eine Lösung hatten. Uns lagen schon die Nerven blank. Es gab zufällig in Karlsruhe noch eine Scheibe. Also auf nach Karlsruhe … 350 km hin, 350 km zurück. Sieben Stunden später war die Scheibe in Heinsberg, und nachdem ein Mitarbeiter der Firma MAN den ganzen Tag in den Startlöchern gestanden hatte, um das Ding einzubauen, lief die ganze Geschichte abends um acht wieder. Aufatmen angesagt!
Endlich Donnerstag morgen, bin ich mit dem Auto los in den Stall, um Spezi noch mal zu reiten und transportfertig zu machen. Um halb 10 wollten wir losfahren, doch es kam anders. Auf der Autobahn Richtung Stall war in einer Baustelle ein Unfall passiert, dieser löste einen Stau aus, der dann meine Mom mit dem LKW dicke zwei Stunden Anfahrtszeit zum Stall kostete (normal 40 Minuten).
So gegen 12 sind wir dann doch endlich losgekommen. Die Strecke runter war auch nicht munter, haha, das reimt sich :-) Wir fuhren von Baustelle zu Baustelle, so gefühlte zwanzig Stück, mir blieb nichts anderes übrig als den Kaffeeservice und den DJ zu machen, und da wir immer was zu erzählen und zu lachen haben, war es dann doch eine schöne Fahrt!
Da schon einige in Zeiskam angekommen waren, wussten wir genau, wo unser Stallzelt lag, und im Nu hatten wir alles ausgepackt und eingerichtet. Mama fuhr den LKW auf den Stellplatz, und wir bauten mit Abbelen und de Ridder eine gemütliche Ecke zum Verweilen.
Inzwischen war meine Trainerin eingetroffen, und wir konnten die Plätze bereiten. Als wir wieder in der Boxengasse, ankamen war es auch schon recht spät. Wir hatten noch ein kurzes Hello & Welcome mit den Rheinländern. Wir bekamen unsere Willkommenstüten mit Präsenten, Teilnehmerbändchen, dieses Jahr gab es sogar einen Klappstuhl für alle -- mega praktisch, die Dinger – und noch ein paar Prospekte mit Ausflugstipps für die Gegend rund um Speyer. Dann habe ich ganz gemütlich meinen Spezi bettfertig gemacht und noch ein wenig mein Sattelzeug aufgerüscht. Als ich in der Wagenburg ankam, sah alles schon sehr gemütlich aus. Der Tisch war draußen gedeckt (es war ja noch schön warm) und der Grill heiß, Salate und Brot … wunderbar. So gegen 11 bin ich dann in die Kiste, denn unsere Prüfung fing schon um 8.00 Uhr an. Als 22ste Starterin war ich zwar erst gegen 10.43 Uhr dran, aber man braucht ja die Vorlaufzeit.
Just als ich im Bettchen lag, traf Anna ein. Ein Gutenachtknuddeln und die letzten News empfangen. Sie hatte Uni bis 17 Uhr gehabt und sich dann ins Auto gesetzt, um nach Zeiskam zu kommen.
Der Fürst war schon am Nachmittag mit Annas liebster Ersatzmama Gerta angekommen, und Heiner hatte Fürsti schon die Plätze gezeigt. Morgens vor der Uni hatte sie den Fürst zuhause noch geritten.
Freitag morgen lief alles nach Plan, Spezi hatte gut geschlafen und freute sich sichtlich, mich zu sehen. Eifrig half er mir beim Einflechten, indem er versuchte, mir mit seiner dicken Nase die Haargummis aus meiner Einflechttasche zu schubsen. Ein Seufzer kam mir über die Lippen, als er so perfekt gestylt da stand. Gut gelungen, sagte ich mir, so wie in Fack ju Göthe … oh Scheiße, du bist ja voll Frisör!
Die Sonne schien, und wir drehten um kurz vor elf eine schöne, präzise, harmonische Runde. Meine Trainerin war sichtlich zufrieden, und ich war sehr erleichtert, dass Spezi wieder in Topform ist.
Wir genossen den Rest vom Tag, ein bisschen Ponydressur und ein bisschen Springen gucken, grasen und spazieren mit Spezi, und wir besorgten einen schönen Poncho für Jule, die am Samstag Geburtstag hatte.
Abends war der Länderabend und anschließend Party. An dieser Stelle ein Kompliment an die Veranstalter, es war wieder superschön gemacht. Die Länderteams sitzen zwar für sich, aber da die Hessenfraktion zu unserem Freundeskreis gehört, mischten wir uns unter die Hessen, und es gab wie immer viel zu quatschen. Die Party war auch nicht schlecht, und so gegen … naja, egal, bin ich dann ins Bett. P.S.: Mama hat dann gefüttert am Morgen.
Um halb 12 traf Papa mit meinem Bruder ein, und wir machten eine zünftige Brotzeit. Die Prüfung fing erst um 14.45 an. Diesmal war ich mit Spezi zweite Starterin. Wieder einen sehr guten Ritt abgeliefert, Spezi war noch mehr bei der Sache als am Vortag, auch unsere Anlehnung war sehr fein abgestimmt. Großes Lob von einem Richter im Protokoll, der uns Samstag wie auch am Sonntag sogar an zweiter Stelle sah! Durch den vierten Platz sichtlich beflügelt ritten wir unsere Platzierung. Gern hätten wir am Samstag mit Jule Party gemacht, aber ihr 19er Geburtstag wurde überschattet von einem plötzlichen Todesfall im Freundeskreis. Entsprechend war sie sehr traurig.
Unsere Eltern fuhren nach Speyer in ein Restaurant, und Anna, Kalvin und ich kochten uns was Schönes. Anschließend trudelten die üblichen Verdächtigen bei uns ein: Ellen, Leonie, Bianca, Franzi, Paulina, Kristin, Alexa, Dini und so weiter. Die meisten begleiten mich ja schon seit meinem   zwölften Lebensjahr, als wir uns bei den ersten Kaderlehrgängen kennengelernt haben. Wir mögen und schätzen uns; auch wenn wir Konkurrenten sind und jeder von uns aufs Treppchen möchte, sind wir Freunde geworden, wir schreiben und Snapchatten, und das ist prima so. Sonntag Startzeit 16.26 Uhr, ausschlafen und spätstücken, auch diesmal fütterte meine Mom. Ihr denkt bestimmt, na super, die macht es sich bequem, aber glaubt mir, meine Mama braucht das! Im Stall um 6 alleine mit Spezi, die Box fein machen und anschließend einen Kaffee mit Steffi, die das auch braucht um die Uhrzeit.
Mein Papa macht immer eine Bestandsaufnahme über alles rund um den LKW … was alles noch optimiert werden kann. Er ist immer wieder fasziniert von dem Ding. Auch stellt er immer wieder fest, wie gut man darin schlafen kann.
Also Fazit: Mit einem ausgeschlafenen Papa und einer glücklichen Mama, einem Bruder, der happy war, weil er seine “Paul Panzer”-DVD (ich hatte sie heimlich mitgenommen) im Lkw wiedergefunden hatte (mein Bruder ist genauer als die Polizei erlaubt) und einer zuversichtlichen Trainerin sind Spezi und ich unsere Kür geritten. Es war wunderschön mit ihm.Vielleicht war eine Pirouette ein wenig zu groß, und im Galopp merkte ich, dass Spezi ein klein bisschen müde wurde, davon aber keine Spur mehr in der Siegerehrung.
Mittlerweile war es Abend, und zwischen Kür und Platzierung packten wir ein, damit nur noch Spezi verladen werden musste. Unser Heimweg verlief fast ohne Stau, Spezi mampfte sein Heu und sein Mash, und ich verschlief mal wieder die halbe Fahrt wie immer. Hundemüde, aber glücklich sind wir um Mitternacht zu Hause angekommen.
Ein schönes Turnier war zu Ende. Die Zeiskamer verstehen was von Turnier-Organisation. Ich möchte mich dann auch an dieser Stelle bedanken bei den Veranstaltern und auch bei den Sponsoren für die tollen Preise, Decken etc.
Nächstes Jahr findet die DJM in Riesenbeck statt, ich werde mich anstrengen, dabei zu sein!
Bis bald,
Eure Jessi