Jessis Tagebuch: Wiesbaden!!!

    Es war wirklich Wetter, um auf der Wiese zu liegen und zu baden; der Springbrunnen am Dressurplatz animierte sehr dazu ...

    Am Freitag gings los, fünf Uhr aufstehen. Ab zum LKW, zum Stall, halb acht aufs Pferd ... schön trainiert … losgefahren sind wir um 9.15 Uhr. Nach 20 Kilometern haben wir festgestellt, dass wir den Pferdepass vergessen hatten ... also wieder umgekehrt und den Pass holen. Erneut losgefahren, mittlerweile war's richtig warm geworden, doch Spezi hatte es schön temperiert und mampfte seelenruhig sein Heu. Leider hatten wir ziemlich Stau und entsprechend zeigte das Navi uns die Verspätung an.
    So gegen 15 Uhr sind wir endlich angekommen, das hieß erstmal, in die Reihe eingliedern und warten bis du ausladen darfst. Wir haben Spezi dann schon mal abgeladen, damit er verschnaufen konnte, bis sein Pass kontrolliert wurde und wir ihn endlich in seine Box bringen durften. So, jetzt den Rest ausladen. Die haben in Wiesbaden ein cooles System. Du bekommst von einem Frontlader eine Riesen-Holzkiste neben deinen Transporter gestellt, die macht man dann voll mit allem, was man so braucht -- vom Stallschrank bis zu Eimer und Fahrrad -- , dann wird er abgeholt und bis zu deinem Stallzelt gefahren. Da kannst du die Kiste dann wieder ausräumen, und der Nächste ist dran.
    Mittlerweile 16 Uhr. Nachdem meine Mutter zweimal um den Block gefahren war und außerhalb kein Parkplatz mit Stromanschluss zu finden war, durften wir direkt am Platz parken. Endlich, geht doch! Sogar die Popouts konnten wir komplett ausfahren (letztes Jahr nicht).
    Gegen halb sechs bin ich dann mit Spezi auf die Dressurplätze spaziert, und wir haben die wunderschöne Kulisse des Schlosses bei Sonnenschein und Springbrunnen genossen. Welch ein Glück, dass ich hier reiten darf!
    Nach und nach trafen befreundete Mitstreiter ein, und es gab ein fröhliches Wiedersehen. Freitag war für Johannes Rühl ein besonderer Tag: Endlich 18! Dies wurde natürlich ausgiebig gefeiert, und wir erlebten einen gemütlichen Grillabend. Mein Bruder Kelvin war total in seinem Element, als er neben Juliette saß und über früher plaudern konnte, als die beiden zusammen gespielt haben.
    Samstag fing die Prüfung erst gegen Mittag an, und ich war vierter Starter … selten war ich so nervös!
    Da wir aber ein eingespieltes Team sind, liefen die Vorbereitungen ganz ruhig ab. Papa findet, dass ich meine Stiefel nicht genug auf Hochglanz bringe, also hat er kurzerhand beschlossen, dass er jetzt für den Glanz zuständig ist. Als ich dann Richtung Abreiteplatz unterwegs war mit meinem Spezi (Mann, was sahen wir gut aus), verschwand die Nervosität ein bisschen, und ich fühlte mich in meinem Element. So viele Leute, die einem beim Abreiten zugucken, gibt es äußerst selten. Die ganze Wiese lag voll mit Sonnenanbetern.
    Alles lief ganz ok, Spezi war schon ein wenig anders als zu Hause, aber für sein Alter war alles gut, und man bedenke: Noch vor drei Monaten hätte er die Flucht ergriffen!
    In der Prüfung habe ich dann den Faden etwas verloren und meine Technik nicht wirklich eingesetzt; ich hätte mich am liebsten in den Allerwertesten gebissen! Schade, denn wir hatten so gut angefangen. Ich habe die Unsicherheit von Spezi gespürt, aber vielleicht nicht richtig navigiert.
    Naja, wer hat gesagt das es leicht wird …

    Meine Stimmung war erstmal am Boden, aber ich habe mich schnell wieder gefangen. Spezi hat alles versucht, und ich habe ihm eine schöne, ausgiebige Dusche verpasst. Nach seinem leckeren Mittagessen ist er mit Mama zum Grasen auf das Grün zwischen den Stallzelten, und er konnte sich die Sonne auf sein schönes Fell scheinen lassen. Spezi hat eine lustige Art zu grasen. Erst riecht er am Boden, dann leckt er daran, und dann wird erst abgebissen. Man könnte ihm ja sonst was unterjubeln :-)
    Später sind die Ponys an den Start gegangen, und wir haben gemütlich die Sonne genossen und zugeschaut.
    Sonntag Morgen ... uuuuh. Kür reiten. Erst vor fünf Tagen die Musik bekommen. Nach dem Preis der Besten haben Frau Meyer-Biss und ich uns die Choreografie ausgedacht, und dann haben die Schwerties die Musik zusammengestellt. Einmal konnten wir üben – am Dienstag vor dem Turnier --, und es sah schon mal ganz ordentlich aus.
    Ich habe mir das Musikvideo ungefähr zehnmal angeschaut, damit ich ein Gefühl für die Musik bekomme. Sonntag also alles im grünen Bereich. Beim Abreiten lief alles gut, und Spezi war topfit.
    Wir haben unsere erste gemeinsame Kür ganz ordentlich hinter uns gebracht. Es gab Fehler, aber auch schöne Highlights, und Frau Meyer-Biss war einigermaßen zufrieden mit uns. Wichtig war in erster Linie, ob meine Musik einigermaßen gut ankommt bei den Richtern.Und ob das Ganze auch zu Spezi und mir passt.
    Als wir später zur Platzierung nochmal durchs Stadion am Schloss vorbei trabten, war ich richtig glücklich, auch mit einer grünen Schleife.

    In der Zwischenzeit hatte ich auch erfahren, dass Jessica Süss ein unfassbares Schicksal getroffen hat, indem sie ihren traumschönen und liebsten Kameraden Zorro verloren hat. Es ist kaum zu beschreiben, was für eine tiefgehende, rein auf Vertrauen und Ehrlichkeit basierende Beziehung zwischen Reiter und Pferd entstehen kann, das dauert viele Jahre, wenn es überhaupt klappt, und dann ist das fürs Leben, das vergisst man nie mehr ... so war es bei den beiden ... beim Zusehen bekam ich Gänsehaut ... (s. letztes Foto).
    Am Montag Morgen sind wir dann wieder Richtung Heimat gefahren und so gegen 13 Uhr auf dem Hulingshof eingetroffen. Dort wurden wir wiehernd von unserer Flo empfangen (die Süße). Als Spezi dann wieder sein Quartier bezogen hatte und alles abgeladen war, ging's direkt weiter mit einer schönen Trainingsrunde mit Flo (da kennt Frau Meyer-Biss kein Pardon). Schließlich wollen die Pferdchen ja bewegt werden.
    Ich bin froh, dass ich ein bisschen Zeit gefunden habe, euch wieder zu schreiben, sonst heißt es am Ende: „Jessi schreibt nur, wenn sie gut war“. So ist es nicht, ICH HABE WIRKLICH VIEL UM DIE OHREN! Denkt mal an SCHULE !
    Also, eine gute Woche! Hoffentlich bleibt das Wetter noch ein Weilchen schön ... schaut mal wieder vorbei, ich werde weiter berichten.
    Herzlichst,
    Eure Jessi