Jessis Tagebuch: Dabeisein ist (eigentlich nicht) alles

Eigentlich bin ich recht cool vor dem Reiten, und so ein bisschen Druck brauch ich auch mmer, aber wenn die anderen Topreiter alle schon dran waren und man deren Wertnoten kennt, baut man doch eine gewisse Spannung auf. Doch Danilo gab mir ein Gefühl von Einigkeit, und wir beide wissen, was wir können zusammen.
Wir sind genau auf den Punkt eingeritten, aber dann hat sich das ein paar Minuten hingezogen, bis geklingelt wurde, und das kostet ziemlich Energie. Als die Musik dann losging, war die Spannung weg, und wir haben uns in Eintracht und fehlerfrei gegenseitig durch die Prüfung getragen. Dieses Pony ist so ein Schatz ... jetzt noch die Noten ... abwarten ... und ... yeah ... Bronze!!!
Ich glaub, ich bin innerlich explodiert. Man hat ja nun einen gewissen Ehrgeiz und will halt gern vorne dabei sein, dabei vergisst man oftmals, dass alleine schon das Dabeisein im Vorfeld Topleistung verlangt.
Ich habe die Siegerehrung richtig genossen und war so glücklich, dass ich meine Trainerin hätte abknutschen können! Denn sie hat mich so gut auf alles vorbereitet, und sie weiß genau, welche Knöpfe ich wann drücken muss. Ich bin ihr unendlich dankbar dafür.
(Frau Meyer-Biss, Sie sind echt COOL!)
Nachdem ich mich von meinen Team-Kolleginnen ausführlich verabschiedet hatte und meine Eltern nach mehreren Versuchen den LKW aus dem Sumpf gezogen bekommen hatten (70% der LKWs kamen nicht ohne Hilfe vom Platz), haben wir endlich mit Gold und Bronze im Gepäck die   Heimreise angetreten. Lexi hatte für Danilo auf seinem Logenplatz im LKW ein herrliches Bettchen hergerichtet mit richtig viel Platz und ordentlich Heu zum Knabbern. Als er dann von mir auf den Lkw geführt wurde, hat er so süß gegrunzt, ich glaube er war total froh, nach Hause zu seinen Kumpels zu reisen.
Mama, Lexi. Dominik und ich sind im LKW mitgefahren, Papa im Auto hinterher, und der Rest ist geflogen. Ich dachte, ich könnte sofort einschlafen, aber Dominik und ich haben uns dann ein paar Filme angeschaut und irgendwelche Zeitschriften-Tests durchgeführt, á la "Welcher Typ bist du?" oder "Was kann mal aus dir werden?" Also, wir sind dahintergekommen, dass Dominik der absolute Frauenversteher ist und als psychologischer Berater durchgehen kann. Bei mir stand irgendwas von Vorbild oder Leitfigur und was mit Open-Air-Tätigkeit ... was immer das heißen mag :-)
Mit dieser Erkenntnis bin ich dann wohl irgendwann eingedöst. Zuhause angekommen (nachts um halb 4), habe ich das Abladen verschlafen. Ich war so KO, dass ich nichts mehr mitbekommen habe. Lilo dagegen ist nach 13.5 Stunden Fahrt frisch und munter vom LKW gekettert und wurde mitten in der Nacht von seinen Kumpels aufs Herzlichste begrüßt. Alle hatten die Köpfe draußen, und Ghost hat vor Freude fast Purzelbäume geschlagen.
Ganz Leise sind wir dann vom Hof nach Hause, und Omi machte uns um halb 5 die Tür auf. Mein lieber Bruder Kelvin war auch schon wach und hat mir mitten in der Nacht gesagt, wie gut es ist, dass ich wieder da bin. Zu meiner freudigen Überraschung hatten meine Kusinen, meine Tante und Omi das Haus geschmückt und die Fahne gehisst. Das nenn ich mal standesgemäß. Haha!
Alle sind Glücklich das wir inklusive Pony wieder heil zu Hause angekommen sind. Danilo darf jetzt ein wenig chillen, und ich ... hau mich jetzt aufs Ohr (habe sowas ähnliches wie Jetlag).
Die Deutschen Meisterschaften stehen vor der Tür, und wir wollen doch in Topform sein, oder
Allerliebste Grüße und nochmals Dank für die tolle Unterstützung von Euch allen!


Herzlichst, Eure Jessica


PS: Habe heute Morgen meine Semmie (Schatzi-Hasi-Pupsi-Mausi) vermisst, die mich in den letzten zehn Tagen regelmäßig geweckt hat und der ich abends beim Einschlafen die Hand gehalten habe.