Jessis Tagebuch: Euro ohne Viereck

     Bisher war in Polen noch nicht viel zu holen. Nachdem wir uns irgendwo im freien Feld häuslich niedergelassen hatten, sind wir mit Lupen auf die Suche nach dem Dressurplatz gegangen. Weit und breit nichts! Dienstag, am Tag 2, entstand auf dem Acker an der Stelle, wo Montag vier Stunden lang der Lkw von Jacques Albeck festhing, ein Dressurviereck! „Wir dachten schon wir müssen erst eins in Deutschland klauen“ (haha). Der Nationenpreis findet also schon mal einen Tag später statt, weil nichts fertig ist, und nicht wie traditionell an zwei Tagen. Die Reihenfolge der Reiter steht auch immer noch nicht fest.

    Vor lauter Langeweile werden die LKWs gründlich geputzt und schwarz rot gold geschmückt. Die Lager stehen also, wir haben eine tolle Wagenburg, und die Buschreiter mit ihrem großen Esszelt inklusive Riesengrill und Friteuse sind mal wieder bestens organisiert und uns sehr willkommen. Achja, Uwe ist sauer, weil Eddy den Thermomixer und die Hefe vergessen hat, jetzt müssen wir Obstsalat anstatt Kuchen essen.
    Ich muss jetzt mal wieder ein Lob an unsere Eltern richten, denn die leisten hier einiges. Erstmal versuchen sie unsere Stimmung zu heben, indem sie uns das Viereck schön reden, zweitens werden wir essenstechnisch wieder super versorgt, weil von Catering auch nichts zu sehen ist. Die Stallungen sind gar nicht mal so schlecht, wenn man sich den Boden wegdenkt. Man muss halt aufpassen, wo man hintritt, sonst knickt man um oder fällt in ein Loch. Aber die Pferdeboxen sind wirklich ok, auch die haben wir ordentlich aufgerüscht in schwarz-rot-gold. Lexi und Steffi (unsere Grooms!!!) haben unsere Ponys hervorragend herausgeputzt und beim Vet-Check (den alle deutschen Ponys bestanden haben) sahen sie sehr hübsch aus. Dominik „Paparazzi“ hält alles fotografisch fest, denn sonst würde uns das vielleicht keiner glauben. Nochmals: Wir reiten hier auf Sand, Acker, Geröll und Relief! Da arbeitet man ein ganzes Jahr, schwitzt und bibbert damit man zur Euro kommt, und dann DAS! Eine Schande für unseren Sport! 
    „Ich muss mal kurz die Welt retten“, läuft gerade im Radio, und genau so fühle ich mich im Moment. Wir brauchen noch einen Seelenklempner („Gela ist unterwegs“) damit wir den Mut nicht verlieren. Unsere Ponys brauchen XXL-Sehnen- und Gelenkschoner. Wir müssen Haya von Jordanien (FEI Chefin) einfliegen lassen, damit sie sich mal diese Misere anschaut und einen Sponsor besorgt wie in der Formel 1! Wenn man überlegt, dass wir Aachen vor der Haustür haben….! Wir können froh sein wenn wir die Ponys wieder gesund nach Hause bekommen, ich sag's euch! Ich möchte mal wissen, wer diesen Turnierpatz für eine Europameisterschaft ausgesucht hat. Kaum vorstellbar, dass es ein Reiter sein könnte! In einer ordentlichen Firma würde es jetzt wahrscheinlich Entlassungen geben….(haha)
    Fazit: Wir werden trotz alledem die Bude rocken!!! 
    PS: Ich habe einen Ohrwurm…. : Partyrock is in the House tonight 
    LMFAO: Party Rock Anthem

    Gruß aus Polen, eure Jessi